Worte, die verletzen
24. März 2019

Rassismus – was ist das eigentlich?­ Um diese Frage drehten sich in der Kaufmännischen Schule in Geislingen gleich sechs Workshops im Rahmen der Aktion „Internationale Woche gegen Rassismus“. Organisiert wurde die Aktionswoche von der Schulsozialarbeiterin Isabel Leibfarth und der Lehrerin Sibel Tuncer, um das Schulmotto „Schule ohne Rassismus“ mit konkreten Inhalten zu füllen (wir berichteten). „Dabei geht es uns nicht um Rassismus, den Deutsche in Form von rassistischen Äußerungen über Ausländer zeigen“, betont Sibel Tuncer, „sondern darum, deutlich zu machen, dass Rassismus überall vorkommt“. Für Schulleiter Roland Rimbach sind die Workshops gute Gelegenheiten für einen Perspektivwechsel auf das Thema Rassismus. Es waren unterhaltsame, aber gleichzeitig nachdenklich machende drei Schulstunden, die die drei Berufskolleg- und die drei Eingangsklassen des Wirtschaftsgymnasiums unter dem Titel „Die sind anders als wir“ im Lauf der Woche jeweils erlebten. Die Referentinnen kamen vom Demokratiezentrum in Göppingen (siehe Infobox), eine von ihnen war Inge Veil-Köberlein. Sie sensibilisierte die Schüler des Berufskollegs 1/2 dafür, wie oft sie täglich in eine „Rassismusfalle“ treten.

Das erreichte Veil-Köberlein mit einer Kombination aus Humor, Informationen, Filmen und Mitmach-Aktionen. Die Schüler hatten trotz nur einer Pause keine Konzentrationsschwierigkeiten und blieben engagiert bei der Sache. Für eine Art modernes Activity holte die Referentin die Schüler Denis und Sarah nach vorne. Sie mussten herausfinden, was die Klassenkameraden, die aufstanden, gemeinsam hatten. Die entsprechenden Begriffe standen auf der Leinwand hinter ihnen, nur die Schüler vor ihnen konnten sie sehen. „Alle aufstehen, die weiblich sind. . .“, da war die Sache noch einfach. Bei „alle, die gern Dschungelcamp schauen“, wurde die Herausforderung schon größer. Am Ende hatten die Schüler begriffen, dass sie alle verblüffend viele Gemeinsamkeiten hatten und weniger Unterschiede als gedacht. Einen ähnlichen Aha- und Lern-Effekt hatte ein kurzer Youtube-Film, in dem die Mitglieder einzelner Gruppen sich dank Gemeinsamkeiten mit Mitgliedern anderer Gruppen vermischen. „Plötzlich wir“ lautete die Botschaft, die bei den Schülern ankam. „Rassismus ist eine antrainierte Ideologie mit dem Willen, die Ungleichheit sehen zu wollen und damit die eigene Gruppe über die andere zu stellen“, machte Veil-Köberlein deutlich. „Rassismus wird eingesetzt, um Macht zu missbrauchen.“ Im Lauf der drei Stunden erkannten die Schüler, dass Rassismus vom Einzelnen ganz unterschiedlich bewertet wird – je nach den eigenen Erfahrungen. „Es gibt Worte, die verletzen, obwohl wir uns gar nichts dabei denken“, sagte die Referentin. Wichtig sei es, sich selber zu hinterfragen, um solche Verletzungen möglichst zu vermeiden und andere nicht absichtlich oder versehentlich auszugrenzen.

Text: Claudia Burst (GZ)

Foto: Markus Sontheimer

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